Große Ehre Darum darf Sandra Hüller über Oscar entscheiden
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27. Juni 2024, 19:03 Uhr
Jetzt sind sie definitiv im Oscar-Olymp angekommen!
Schauspielerin Sandra Hüller und Regisseur İlker Çatak können der Oscar-Akademie beitreten. Sie zählen zu den 487 Filmschaffenden, die von der "Academy of Motion Picture Arts and Sciences" in diesem Jahr als neue Mitglieder eingeladen wurden.
Fragt sich: Wie kommt man zu dieser Ehre? Und: Wer entscheidet überhaupt über die Oscar-Nominierungen?
Wer qualifiziert sich für die Oscars?
Erst einmal: Was sind die Bedingungen, um für den Academy Award ins Rennen zu gehen?
Die Bedingungen sind denkbar simpel: Alle Filme, die in einem Kalenderjahr im Bezirk Los Angeles County mindestens eine Woche lang gelaufen sind, haben sich für die Oscars qualifiziert. Die Filme - egal ob US-Produktionen oder ausländische Filme - müssen mindestens 40 Minuten lang sei. Am Ende des Jahres stellt die Akademie eine Liste aller Filme zusammen, die in Frage kommen.
Wer entscheidet über Nominierungen?
Oscar-Jury ist die "Academy Of Motion Picture Arts And Sciences" in Los Angeles - ein elitärer und illustrer Zirkel aus etwa 9.500 stimmberechtigten Filmschaffenden aus aller Welt: Regisseure, Schauspieler, Produzenten, Drehbuchautoren, Kameramänner, Musiker, Kostümbildner und viele andere Berufe aus der Filmbranche sind vertreten. Insgesamt wird die Academy in 17 Abteilungen unterteilt.
Wie wird man Mitglied der Academy?
Einmal über den Goldjungen entscheiden? Dieser Traum platzt für Normalo-Film-Fans. Denn leider kann man sich nicht einfach so auf einen Job bei der Academy bewerben.
Wenn überhaupt, wird man eingeladen - dazu braucht es aber Empfehlungen und mindestens zwei Fürsprecher aus der Academy. Ausnahme: Man wurde in der Vergangenheit selbst für einen Oscar nominiert oder zählt sogar zu den Gewinnern. Dann kann man auch ohne Empfehlungsschreiben aufgenommen werden. Es ist also anzunehmen, dass die schillerndsten Hollywoodstars auch Mitglied in der Academy sind.
Einmal im Jahr entscheidet der Verwaltungsrat der Academy über Neuaufnahmen. Die genaue Liste der Mitglieder ist allerdings top secret. Einige Namen sickerten trotzdem durch - Billie Eilish oder Justin Timberlake etwa.
Auch Deutsche können über Top oder Flop entscheiden: In der Oscar-Jury sitzen unter anderem der Regisseur Fatih Akin, der Schauspieler Daniel Brühl und die Regisseurin Margarethe von Trotta - und vielleicht eben bald auch Sandra Hüller und İlker Çatak.
Wie werden Nominierungen und Gewinner festgelegt?
Die Stimmberechtigten wählen in der ersten Runde jeweils für ihr eigenes Fachgebiet - ganz nach dem Motto: Schuster bleib bei deinen Leisten. Das heißt: Schauspieler wählen Schauspieler, Regisseure bestimmen Regisseure.
Nur die Kategorien "Bester Film" und "Bester fremdsprachiger Film" bilden eine Ausnahme. Hier geben alle Mitglieder der Academy ihre Stimme ab.
In Runde zwei wird über die letztlichen Gewinner entschieden. Hier wählt ebenfalls die gesamte Academy. Heißt: Jedes Mitglied darf in jeder der 23 Kategorien abstimmen.
So läuft die Abstimmung
Das sieht dann wie folgt aus: Die Mitglieder kreuzen ihren Favoriten online auf einem Stimmzettel an. Unglamourös, aber effizient. Die externe Beratungsfirma "PriceWaterhouseCoopers" rechnet dann in allen Kategorien den meistgenannten Namen aus.
Sonderregelungen gibt es wieder einmal für die Kategorie "Bester Film": Hier können die Academy-Mitglieder nicht einfach ihren Favoriten bestimmen - sie müssen alle nominierten Filme in eine persönliche Rangliste setzen. Im besten Fall landet ein Film bei mehr als 50 Prozent der Teilnehmer auf Platz eins. Dann heißt es: And the Oscar goes to...
Doch nicht immer ist es so leicht: Ist das Ergebnis nicht eindeutig, werden die Ranglisten erneut ausgewertet. Es gewinnt der Film, der die höchste Zustimmungsrate hat.
Ist die Academy zu weiß, männlich und alt?
Die Oscar-Jury stand in den vergangenen Jahren immer wieder in der Kritik. Der Vorwurf: zu weiß, zu alt, zu männlich.
Auslöser für die Debatte war die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen für 2016: Filmschaffende und Fans warfen der Academy vor, dass die Nominierten-Liste nicht divers genug sei. Stars wie Will und Jada Pinkett Smith oder Oscar-Preisträger George Clooney riefen zum Boykott der Show auf.
Der "Los Angeles Times" zufolge waren im Jahr 2012 94 Prozent der Stimmberechtigten weiß, 77 Prozent männlich, das Durchschnittsalter lag bei 62 Jahren. Mittlerweile hat sich die Anzahl der Mitglieder deutlich erhöht - auch der Anteil an Frauen und People of Colour. Wie die Academy mitteilte, sind 44 Prozent der 2022 neu dazu gekommenen Mitglieder Frauen, 37 Prozent gehören Minderheiten an.
Allerdings ist der Männeranteil in wichtigen Kategorien wie "Beste Regie" immer noch extrem hoch. Vielleicht sogar zu hoch?
Academy vs. Barbie
In der 96-jährigen Geschichte der Oscars gewannen bislang genau zwei Regisseurinnen den Goldjungen. Greta Gerwig wurde dieses Jahr für "Barbie", den kommerziell erfolgreichsten Film 2023, nicht einmal nominiert. Und das, obwohl keine Frau vor ihr mit einem Film über eine Millionen US-Dollar eingespielt hat. Das liegt nicht etwa daran, dass Frauen keine Regie führen können. Sie sind nur einfach in der Unterzahl in diesem Fach.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 26. Juni 2024 | 17:15 Uhr