"Zeit, dass sich was dreht"Nach CDU jetzt auch die Grünen: Herbert Grönemeyer verbietet Nutzung seiner Songs
Erst am Montag hatte Herbert Grönemeyer der CDU verboten, seinen Song "Zeit, dass sich was dreht" im Wahlkampf zu nutzen. Jetzt geht er den Grünen an den Kragen.
"Zeit, dass sich was dreht" - aber nicht für CDU und Grüne
Am 8. November veröffentlichte Wirtschaftsminister Robert Habeck ein Video auf der Plattform X, in dem er mitteilt, dass er für die Grünen als Kanzler kandidieren möchte. Im Video hört man den Minister, wie er die Melodie von Grönemeyers-Hit "Zeit, dass sich was dreht" summt. Vielleicht eine Anspielung an seinen Kontrahenten Friedrich Merz?
Denn auch die CDU hatte sich an dem Repertoire des Bochumer-Sängers bedient: "Zeit, dass sich was dreht" - das war für die Junge Union Ende Oktober offenbar genau das richtige Motto, um zu vermitteln, dass der CDU-Kanzlerkandidat im Land was verändern will: Die CDU-Jugendorganisation hatte bei ihrem Treffen in Halle (Sachsen-Anhalt) während des Einlaufens von Friedrich Merz in den Saal den Song (in der neuen Version) abspielen lassen - dazu wurde anmoderiert: "Begrüßt mit mir den nächsten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland".
Grönemeyer fordert Unterlassung
Der Song von Herbert Grönemeyer wurde zur Fußball-WM 2006 veröffentlicht und stürmte mit reichlich guter Laune und im Geist der Vielfalt und Toleranz die Charts. 2024 nahm Rapper Soho Bani den Song noch einmal auf. Seine Botschaft: Sorge und Wut anlässlich der Umfragen-Erfolge der AFD. Auch diese Version landete für mehrere Wochen auf Platz 1.
Passt die Botschaft des Songs zur CDU und ihrem Kanzlerkandidaten? Nein, findet Herbert Grönemeyer offenbar: Der Sänger verlangt in einem Schreiben an CDU und Jugendorganisation Junge Union zu unterlassen, diesen Song für Wahlwerbezwecke der CDU zu nutzen, öffentlich aufzuführen oder sonst zu verbreiten.
Zudem müsse die bisherige Verbreitung online gelöscht werden. Man behalte sich weitere juristische Schritte vor. Das bestätigte sein Medienanwalt Christian Schertz der Deutschen Presse-Agentur. Zu der Nutzung der Grünen sagte sein Anwalt: "Wir haben heute auch die Partei Bündnis 90/Die Grünen und Herrn Habeck aufgefordert, es in Zukunft zu unterlassen, Lieder von Herbert Grönemeyer und hier konkret das Lied 'Zeit, dass sich was dreht' für Wahlkampfzwecke zu nutzen."
Grönemeyer "wünsche grundsätzlich nicht, dass seine Person oder seine Lieder von politischen Partein, noch dazu ohne seine Zustimmung, für jedliche Art von Wahlwerbung vereinnahmt werden."
Auch Soho Bani ist sauer auf die CDU
Autsch. Und Grönemeyer ist nicht der Einzige, der sich öffentlich ärgert: Auch Rapper Soho Bani hatte laut Medienberichten schon zuvor via Instagram-Story gedroht: "Wenn ihr weiter meinen Song auf Friedrich-Merz-Veranstaltungen benutzt, werde ich rechtliche Schritte einleiten."
Tote Hosen & Co.: Wenn Künstler Politikern ihre Songs verbieten
Es gibt Songs, die erzeugen einfach eine tolle Stimmung - und das nutzen Politikerinnen und Politiker gerne für ihre Wahlkampf-Veranstaltungen. Doch das kommt bei den Künstlern nicht immer gut an. So wollten beispielsweise die "Toten Hosen" weder der CDU noch der SPD erlauben, ihren Hit "Tage wie diese" zu nutzen.
Helene Fischer verbot der NPD, ihren Song "Atemlos" bei Veranstaltungen abzuspielen, ebenso gab's bereits 2014 eine Absage an die NPD von "Wir sind Helden", damals ging es um den Song "Gekommen, um zu bleiben".
Quellen und weiterführende Links
BRISANT
DPA
EPD
WDR
Berliner Zeitung
Spiegel
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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 08. November 2024 | 17:15 Uhr