Titandioxid, Natriumlaurylsulfat, Blei Zahnpasta im Test - Diese Universal-Zahncremes sind durchgefallen

Zähneputzen sollte mindestens zweimal am Tag zur Bad-Routine gehören. Neben einer guten Zahnbürste ist dabei auch die richtige Zahnpasta entscheidend. Das Verbraucher-Magazin "Öko-Test" hat Universal-Zahncremes unter die Lupe genommen - mit positiven, aber auch erschreckenden Ergebnissen.

Junger Mann mit Zahnbürste, erstaunt
Von 48 getesteten Universal-Zahncremes haben nur neun die Bewertung "sehr gut" von "Öko-Test" erhalten. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

"Öko-Test" hat Zahnpasta, die eine Standard-Versorgung für normale Zähne bieten soll, in einem Test unter die Lupe genommen. Von den 48 getesteten Universal-Zahncremes sind 17 mit "ungenügend" bewertet worden, also krachend durchgefallen. Neun erhielten das beste Test-Ergebnis "sehr gut".

Am unteren Ende des Rankings versammeln sich viele Zahncremes, die den Farbstoff Titandioxid enthalten und die Sorten, die nach Angaben von "Öko-Test" andere bedenkliche bzw. umstrittene Inhaltsstoffe aufweisen. Auch das Fehlen von Fluorid sieht "Öko-Test" problematisch, da die schützende Wirkung von Fluorid vor Karies belegt sei. Zahncremes ohne Fluorid schneiden deshalb beim Test nicht besser als "mangelhaft" ab.

Zahnbürste liegt neben Zahnpastatube, aus der grüne Zahnpasta läuft.
Zahnpasta ohne Fluorid ist für "Öko-Test" mindestens "mangelhaft". Bildrechte: Colourbox.de

Titandioxid in Lebensmitteln verboten

Titandioxid, ein weißer Farbstoff, ist seit August 2022 in Lebensmitteln verboten. Der Grund: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) konnte nicht ausschließen, dass dieser Zusatzstoff schädlich für das Erbgut sein könnte. Zudem könne Titandioxid nach Angaben einer Studie der Universität Zürich besonders bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen entzündungsfördernd wirken.

Das Verbot von Titandioxid betrifft aber nur Lebensmittel. In Kosmetika oder Medizinprodukten kann es weiterhin enthalten sein, so auch in 21 der 48 getesteten Universal-Zahncremes.

Andere bedenkliche Stoffe

"Öko-Test" hat auch andere bedenkliche bzw. umstrittene Inhaltsstoffe in einigen Sorten nachgewiesen. Beispiele sind Blei und das Tensid Natriumlaurylsulfat. Blei sei problematisch, weil es als nervengiftig gelte. Natriumlaurylsulfat sorge zwar für schönen Schaum, könne aber auch die empfindlichen Mundschleimhäute reizen.

Zu den getesteten Sorten, die laut "Öko-Test" sowohl Titandioxid als auch andere bedenkliche Stoffe enthalten, zählen in alphabetischer Reihenfolge:

  • Aronal Zahnfleischschutz
  • Blend-A-Med Rundumschutz Classic
  • Colgate Komplett 8 in 1 Extra Frisch
  • Dentagard Kräuter
  • Dr. Hauschka Med Minze Zahncreme Forte
  • Odol-med3 Original

Junger Mann beim Zähneputzen, unentschlossen
Viele Zahncremes des Tests enthalten bedenkliche Inhaltsstoffe. Bildrechte: Colourbox.de

Das sagen die Hersteller zum Test

BRISANT hat alle Hersteller der oben aufgeführten Zahncremes um Stellungnahme gebeten. "Haleon", zuständig für "Odol-med3 Original", verweist bei der Verwendung von Titandioxid auf die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Dennoch bedauere man das Testergebnis und arbeite "mit Hochdruck daran, das gesamte Portfolio auf Titandioxid-freie Varianten umzustellen".

Beim Natriumlaurylsulfat stützt sich "Haleon" auf "umfangreiche wissenschaftliche Daten", die dem Inhaltsstoff Sicherheit bescheinigen. "Es sind keine Sicherheitsbedenken bekannt, wenn die Zahnpasta gemäß des Produktlabels verwendet wird", so "Haleon".

Von der Agentur "MSL", die für "Blend-A-Med Rundumschutz Classic" zuständig ist, heißt es, dass die getesteten Produkte "sämtliche gesetzlichen Vorgaben" erfüllen und sicher seien. Aber auch hier wird Titandioxid nach und nach aus dem kosmetischen Zahnpasta-Sortiment entfernt. Ziel sei es, dass die getesteten Zahnpasten "ab August/September 2023 kein Titandioxid mehr enthalten".

Natriumlaurylsulfat werde nach Angaben von "MSL" in einem Level eingesetzt, dass von der Bundeszahnärztekammer als sicher eingestuft werde.

Weitere Anfragen von BRISANT blieben bislang unbeantwortet. (Stand: 23.03., 14:30 Uhr)

Titandioxid soll Produkte "verschönern"

Das Tensid Titandioxid ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen, weil es ein sogenannter Nano-Partikel ist. Die Substanz soll Produkte "verschönern", sie aufhellen oder zum Glänzen bringen. Unter anderem steckt(e) sie in Backmischungen, Zuckerguss, Kaugummi, Sonnencreme, Körper- und Haarpflegeprodukten. Außerdem macht sie Tabletten schön weiß.

ein Blister mit Tabletten
Titandioxid macht Tabletten schön weiß. Bildrechte: IMAGO/Panthermedia

Daran erkennen Sie Titandioxid

Inwieweit der Stoff in Europa generell in Kosmetika verboten werden darf, die verschluckt werden können, steht zur Prüfung. Beispiele sind Lippenstifte oder eben Zahncremes. Auf Lebensmittel-Verpackungen ist Titandioxid unter der Nummer E 171 zu erkennen, in Kosmetika unter der Bezeichnung CI 77891.

Das sind die Gewinner des Tests

Die Sorten, die von "Öko-Test" am besten bewertet wurden, enthalten weder Titandioxid noch andere bedenkliche Inhaltsstoffe. Die Reihenfolge ist alphabetisch:

  • Alverde 5 in 1 Zahncreme Nanaminze
  • Bevola Zahncreme Kräuter
  • Bioturm Zahncreme Bio-Minze mit Fluorid
  • Dentalux 3-Fach Schutz Frische Gel
  • Diadent Zahngel Fluor Fresh
  • Dontodent Zahncreme Kräuter
  • Elkos Dentamax Fluor Fesh Zahngel
  • Eurodont Zahncreme Coolfresh
  • Happybrush Natural Superfresh Zahnpasta

Junger Mann hebt den Daumen fürs Zähneputzen
Neun Zahnpasta-Sorten erhielten von "Öko-Test" die höchste Bewertung. Bildrechte: Colourbox.de

Richtig Zähne putzen - So geht's

Unabhängig von der Zahnpasta ich auch die richtige Putztechnik entscheidend für eine erfolgreiche Zahnpflege. Dabei gibt es immer wieder Tipps, die bei nicht-korrekter Anwendung eher zu einem schädlichen "Zähneschrubben" führen.

Experten empfehlen deshalb, die Zahnbeläge ganz einfach "wegzufegen" und zwar mit leicht schräg gestellter Zahnbürste vom Zahnfleisch in Richtung Zahn. Man sollte also von Rot zu Weiß wischen.

Elektrische Zahnbürsten sind ebenfalls für das tägliche Putzen zu empfehlen, da sie bei gleicher Putzzeit besser reinigen als Handzahnbürsten.

Zahn-Zwischenräume als "Reste-Versteck"

Die Zahnbeläge sind "weggefegt", und das Frischegefühl stellt sich ein. Reicht das aus? Nein, denn Speisereste sammeln sich auch dort an, wo die Zahnbürste nicht hinkommt. So sollen sich nach Angaben von Experten etwa 30 Prozent der Zahnbeläge in den Zahn-Zwischenräumen ablagern, was zu Karies führen kann.

Für die Reinigung der Zwischenräume ist Zahnseide empfehlenswert oder sogenannte Zwischenraum-Bürsten. Diese sollten regelmäßig verwendet werden, am besten täglich.

Nahaufnahme eines Gebisses mit Zahnseide.
Zahnseide gehört für eine richtige Mundhygiene dazu. Bildrechte: colourbox

Hilfsmittel: Kaugummis und Zungenschaber

Wenn es einmal schnell gehen muss, können zuckerfreie Zahnpflege-Kaugummis die Lösung sein. Sie regen durch das Kauen den Speichelfluss an, was Säure im Mundraum reduziert. Die Kaugummis sorgen auch dafür, dass Mundgeruch vorübergehend verschwindet.

Einen länger anhaltenden Effekt erzielen hier aber Zungenschaber. Damit kann der übel riechende Belag, der meist hinten auf der Zunge sitzt, entfernt werden. Aber Vorsicht: Der Schaber sollte nicht zu doll aufgedrückt werden und abgerundete Borsten haben - sonst gesellt sich zum unangenehmen Geruch auch noch ein Würgereflex.

(Dieser Artikel wurde am 23.03.2023 zum ersten Mal veröffentlicht)


BRISANT/Okö-Test/ndr

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 23. März 2023 | 17:15 Uhr

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