Secondhand Spenden, verkaufen, entsorgen: Wohin mit gebrauchten Klamotten?
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Mode ist schnelllebig. Wer stets auf der neuesten Trend-Welle mitschwimmen will, hat innerhalb kürzester Zeit mit jeder Menge Altkleider zu kämpfen. Wohin mit der getragenen Kleidung, die durchaus für eine weitere Runde gut wäre? Was ist besonders nachhaltig - und wovon sollte man besser die Finger lassen? Ein Überblick.

Second Hand liegt offenbar im Trend: Private Haushalte in Deutschland nahmen im Jahr 2021 laut Statistischen Bundesamt im Schnitt 35 Euro pro Monat durch den Verkauf von gebrauchten Waren ein. Ob wegen gestiegener Preise oder im Sinne der Nachhaltigkeit: Viele machen Überflüssiges zu Geld. Ganz oben auf der Liste: Klamotten.
Viele der abgewählten Stücke sind noch gut in Schuss, modisch nicht aus der Zeit gefallen und zu schade zum Wegwerfen. Wohin also damit? Und wann lohnt es sich, bereits getragene Kleidung zu verkaufen?
Altkleider an Kleiderkammern und soziale Einrichtungen spenden
Nachhaltig und Ressourcen sparend ist es, gebrauchte Kleidung an soziale Einrichtungen in der Nähe zu geben. Sogenannte Kleiderkammern versorgen Bedürftige in der Region mit getragenen, aber gut erhaltenen Kleidungsstücken. Sprich: Die Kleidung wird nicht weiterverarbeitet oder CO2-intensiv in andere Länder geschickt, sondern tatsächlich getragen oder zum Tragen weiterverkauft.
Der Haken: Auch die eine oder andere Kleiderkammer quillt bereits über. Fragen Sie vorher nach, ob und welche Kleidung tatsächlich benötigt wird, bevor Sie vorbeifahren. Deutschlandweit werden Kleiderkammern u.a. von der Caritas, dem Deutschen Roten Kreuz oder der Heilsarmee betrieben.
Soziale Einrichtungen, die sich in der Regel über Kleiderspenden freuen und diese an Bedürftige weitergeben, sind u.a. die Arbeiterwohlfahrt, die Johanniter, die Malteser, die Bahnhofsmission, die Kirchen, Sozialkaufhäuser, die regionale Flüchtlingshilfe oder Oxfam.
Gebrauchte Kleidung online spenden
Wer keine Gelegenheit hat, seine gebrauchte Kleidung vor Ort abzugeben, kann die Sachen auch online spenden.
Seit mehr als 60 Jahren sammelt, sortiert und verteilt die Deutsche Kleiderstiftung als gemeinnützige Organisation gebrauchte und neue Kleidung. Mit den Kleiderspenden und den Erlösen aus der Verwertung werden Kleiderkammern und soziale Projekte im In- und Ausland unterstützt.
Auch über www.packmee.org kann gebrauchte Kleidung für den guten Zweck gespendet werden. Packmee hat sich auf soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit bei allen Prozessen spezialisiert. 50 Prozent der Einnahmen abzüglich Porto- und Logistikkosten gehen an das Deutsche Rote Kreuz.
Ähnlich arbeitet "Platz schaffen mit Herz". Was noch tragbar ist, soll möglichst einen neuen Besitzer finden, alles andere wird recycelt. Der Erlös aus beiden Optionen wird für einen guten Zweck gespendet. Für welchen, kann der Kleiderspender selbst mitbestimmen.
Egal, für welche Organisation man sich entscheidet, der Versand der gebrauchten Kleidung ist für den Absender kostenlos.
Mit Vorsicht nutzen: Altkleidercontainer - wie erkennt man schwarze Schafe?
Früher war es gang und gäbe, nicht mehr benötigte Kleidung im Altkleidercontainer zu entsorgen. Doch die sind in den letzten Jahren immer wieder in Verruf geraten. Denn ein großer Prozentsatz der abgegebenen Kleidungsstücke wird nach Afrika oder Südamerika exportiert und soll - so der Vorwurf - der dort angesiedelten Textilindustrie schaden. Der Verband FairWertung, ein Zusammenschluss gemeinnütziger Altkleidersammler, bezweifelt diese Argumentation allerdings.
Eines ist jedoch gewiss: Von den Kleiderspenden, die im Altleidercontainer landen, gelangt nur ein Bruchteil in den über 800 Kleiderkammern Deutschlands. Ein Großteil der Kleidung wird zur Weiterverarbeitung (Recycling) verkauft - etwa für die Herstellung von Malervlies oder Dämmmaterial - und der Erlös für die Deckung der Kosten und gute Zwecke genutzt.
Wichtig ist nur, die Kleiderspende in den richtigen Container zu werfen. Denn auch privatwirtschaftliche Unternehmen buhlen um die gebrauchten Textilien. Und die schlagen daraus ausschließlich Gewinn. Die Verbraucherzentrale rät deshalb, nur an Sammlungen mit einer deutschen Adresse und einer Festnetznummer zu spenden.
Seriöse Sammelstellen erkennt man außerdem an folgenden Siegeln: BVSE Qualitätssiegel Textilsammlung, FairWertung oder dem DZI-Spendensiegel. Auch das Logo einer lokalen Abfallbehörde bürgt für einen seriösen Umgang mit der Kleiderspende. Kommunale Sammelstellen nutzen den Gewinn beispielsweise, um Müllgebühren zu finanzieren.
Altkleidercontainer - was darf rein?
Leider kommt es immer wieder vor, dass Altkleider- mit Müllcontainern verwechselt werden. Gut erhaltene Kleidung, Bett- und Tischwäsche, Gardinen, Hüte, Handschuhe, Vorhänge, Gürtel, Taschen, Plüschtiere und paarweise gebündelte Schuhe sind als Kleiderspende willkommen. Jede Spende sollte in eine Plastiktüte verpackt sein, um sie vor Verschmutzung und Nässe zu schützen.
Nasse oder schmutzige Kleidung, Textilien-, Stoff- und Wollreste oder abgetragene Schuhe haben im Altkleidercontainer nichts zu suchen. Sie gehören übrigens auch nicht in die Restmülltonne, sondern auf den kommunalen Wertstoffhof.
Secondhand: Gebrauchte Kleidung verkaufen
Seconhand ist nachhaltig - und schont den Geldbeutel. Vor allem Kinder wachsen viel zu schnell aus ihrer Kleidung heraus, ohne sie abgetragen zu haben. Ist Kleidung gut erhalten, lässt sie sich in der Regel problemlos weiterverkaufen. Entweder über Secondhand-Läden, auf Flohmärkten und Kleidertauschbörsen oder auf Gebrauchtwaren-Seiten wie Ebay Kleinanzeigen, Vinted, Vestiaire Collective, Rebelle, Mädchenflohmarkt oder Momox Fashion.
Mittlerweile bieten auch zahlreiche Mode-Discounter und -Onlineshops die Rücknahme getragener Kleidung an. Für den Verkäufer ist das meist wenig lukrativ. Denn Geld wird in der Regel dafür nicht ausgezahlt. Alternativ gibt es Gutscheine für den Kauf neuer Kleidung aus dem aktuellen Sortiment. Aber auch das ist besser, als die aussortierte Kleidung in der Müllverbrennung landen zu lassen.
Weniger einkaufen!
Wie für alles andere gilt auch in Sachen Kleidung: Der beste Müll ist derjenige, der gar nicht erst entsteht. Die Modeindustrie macht es uns mit günstiger Fast-Fashion nicht leicht, standhaft zu bleiben. Aber ständig ein neuer Look - muss das wirklich sein? Deutlich nachhaltiger ist es, hochwertige Kleidung zu erwerben, die möglichst lang getragen werden kann. Das rentiert sich auch secondhand.
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Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 17. Januar 2023 | 17:15 Uhr