ProminentRatgeberRedaktionService
Tausende Patienten stehen auf den Wartelisten für eine Organtransplantation. Bildrechte: imago/epd

FAQOrganspende und Organspendeausweis: Das muss man wissen!

Stand: 29. August 2023, 18:32 Uhr

Organspenden retten jedes Jahr Tausende Menschenleben. Deutlich mehr Patienten stehen auf den Wartelisten für ein Spenderorgan, eine Knorpel- oder Gewebespende. Was Sie wissen sollten, bevor Sie sich entscheiden, haben wir hier zusammengefasst.

In Deutschland wächst die Bereitschaft, Organe zu spenden. Bislang sind mehr als zwei Millionen Organspendeausweise bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bestellt - und mehr als 72.000 aus dem Internet heruntergeladen worden.

Wo bekommt man einen Organspendeausweis?

Organspendeausweise sind kostenlos bei Krankenkassen, in ausgewählten Arztpraxen und Apotheken erhältlich oder hier als Download und zum Bestellen bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:

Organe, Knorpel, Gewebe - was eignet sich für eine Spende?

Zu den Organen, die sich für eine Spende eignen, zählen Herz, Leber, Lunge, Nieren, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm. Nach Angaben von Experten kann ein Spender damit theoretisch sieben Menschenleben retten.

Zusätzlich lassen sich noch weitere Bestandteile des menschlichen Körpers für eine Transplantation entnehmen: darunter Herzklappen, Augenhorn und -lederhaut, Teile der Haut, Teile der Blutgefäße, die Speiseröhre, Knochengewebe, Knorpelgewebe sowie Sehnen.

Zum Teil werden diese Gewebespenden in der plastischen Chirurgie verwendet, um beispielsweise Verbrennungsopfern zu helfen. Wer das für sich ausschließen möchte, kann dies auf dem Organspendeausweis vermerken.

Welche Informationen enthält der Organspendeausweis?

Auf dem Ausweis kann man sein Einverständnis zur Organ- und Gewebespende generell erteilen, auf bestimmte Organe oder Gewebe einschränken oder einer Spende ganz und gar widersprechen.

Auf dem Organspendeausweis kann man einer Spende nicht nur zustimmen, sondern auch widersprechen. Bildrechte: imago/imagebroker

Ab welchem Alter darf man über eine Organspende entscheiden?

Bereits Minderjährige dürfen einen Organspendeausweis besitzen. Ab dem 14. Geburtstag kann man einer Organ- bzw. Gewebespende widersprechen, ab dem 16. Geburtstag darf man sich dazu bereit erklären. Für Kinder unter vierzehn Jahren entscheiden in jedem Fall die Eltern.

Muss man den Organspendeausweis immer dabei haben?

Sie können den Ausweis online ausfüllen, dann als PDF herunterladen, speichern oder gleich ausdrucken. Bitte beachten Sie, dass Ihr Ausweis an keiner offiziellen Stelle registriert oder hinterlegt wird. Aus diesem Grund sollten Sie ihn immer bei sich tragen und Familienangehörige oder Vertrauenspersonen über Ihre Entscheidung informieren.

Kann man die Einwilligung zur Organspende zurückziehen?

Wichtig: Wer seine Einstellung zwischenzeitlich ändert, muss die alte Erklärung vernichten und ein neues Dokument ausfüllen.

Fehlt der Ausweis oder hat der Patient in seiner Patientenverfügung nichts festgelegt, muss zunächst überprüft werden, ob eine schriftliche oder auch mündliche Willenserklärung vorliegt. Ebenso wird wird in Betracht gezogen, wie die Haltung des Hirntoten aussehen dürfte. Ergibt sich daraus keins eindeutiges Bild, müssen die Angehörigen im Sinne des Betroffenen für oder gegen eine Organspende entscheiden.

Voraussetzung für die Organentnahme: Hirntod

Neben der vorliegenden Zustimmung des Patienten bzw. seiner Angehörigen zu einer Organ- bzw. Gewebeentnahme muss laut Transplantationsgesetz eine zweite Voraussetzung erfüllt sein: der Hirntod des Patienten.

Die Diagnose bedeutet den unumkehrbaren Ausfall aller Funktionen von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm. Herz- und Kreislauffunktionen des Patienten werden dann künstlich aufrechterhalten. Die meisten Fälle von Hirntod treten durch Hirnblutungen auf. Weitere Ursachen können beispielsweise ein Herzstillstand, Unfälle oder ein Hirninfarkt sein.

Die Feststellung des Hirntods erfolgt nach den Richtlinien der Bundesärztekammer. Dabei muss der Patient unabhängig voneinander durch zwei erfahrene Ärzte untersucht werden. Beide dürfen weder an der Entnahme noch an der Weitergabe der Organe beteiligt sein. Niemand muss befürchten, dass die intensivmedizinische Behandlung vorzeitig beendet wird. Das Leben des Patienten hat immer Vorrang vor einer Organspende.

Der Hirntod des Patienten ist Voraussetzung für eine Organentnahme. Bildrechte: colourbox

Stichwort: OrganspendeNach Angaben der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) warten in Deutschland derzeit rund 8.500 Menschen auf ein Spenderorgan.
Nur rund ein Prozent aller gestorbenen Patienten in Deutschland erlag dem Hirntod und erfüllt somit die Grundvoraussetzung für eine Organspende.

Eurotransplant vermittelt die Organe international

Ist der Hirntod bei einem Patienten eingetreten und entsprechend bestätigt und liegt zudem eine Einwilligung zur Organspende vor, werden zuallererst Blutgruppe und Gewebemerkmale des Spenders untersucht. Sie sind Grundlage für eine erfolgreiche Weitervermittlung der entnommenen Organe. Es muss ausgeschlossen werden, dass eine Erkrankung vorlag, die den potentiellen Organempfänger gefährden könnte.

Ein Koordinator des Krankenhauses übermittelt die Daten des Spenders an die Vermittlungsstelle Eurotransplant, eine gemeinnützige Organisation, die den internationalen Austausch von Organen durchführt. Hier werden die Daten und Werte des Spenders mit denen potenzieller Empfänger auf einer Warteliste abgeglichen.

Während der Entnahme - die genauso sorgfältig stattfindet wie eine Operation am lebenden Menschen - entscheiden die Ärzte, ob Lunge, Herz oder Leber tatsächlich zur Transplantation geeignet sind. Anschließend werden die Organe gekühlt verpackt und zu den entsprechenden Transplantationszentren gebracht. Nach der Spende wird der Verstorbene für eine Aufbahrung vorbereitet und kann anschließend bestattet werden.

BRISANT/organspende-wiki.de/organspende-info.de

Mehr zum Thema Organspende

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 18. Juli 2023 | 17:15 Uhr