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Auf bis zu Minus 160 Grad Celsius kann eine Kältekammer runtergekühlt werden. Etwa drei Minuten soll man darin ausharren. Bildrechte: imago/Matthias Koch

KältetherapieWeshalb ist Kälte gut für den Körper?

Stand: 28. März 2023, 08:42 Uhr

Im Winter ins feuchte, kalte Nass, im Sommer in die Kältekammer? Was ist dran am Kälte-Trend für Gesundheit, Wohlbefinden und Beauty - und welche Möglichkeiten gibt es, sich abzukühlen?

Kälte regt das Herz-Kreislaufsystem an

Setzen wir unseren Körper extremer Kälte aus, ziehen sich unsere Blutgefäße zusammen. Dadurch werden die Arme und Beine langsamer durchblutet.

Kommt man danach ins Warme, dehnen sich die Blutgefäße und Adern wieder aus: eine perfekte Anregung fürs Herz-Kreislauf-System. Worauf man allerdings achten sollte: Die Köpertemperatur sollte nicht unter 35 Grad Celsius sinken.

Frieren lässt das Fett schmelzen - und die Pfunde purzeln

Das Fettgewebe des menschlichen Körpers besteht aus braunem und weißem Fett. Das weiße fungiert als Energiespeicher - und schützt unseren Körper vor Kälte. Das braune kann Energie freisetzen und Wärme produzieren. Sinkt die Umgebungstemperatur auf unter 18 Grad, wird die Wärmeproduktion angekurbelt.

Je kälter es ist, desto mehr tritt das braune Fettgewebe in Aktion. Dabei werden weiße in braune Fettzellen umgewandelt und verbrannt. Sich regelmäßig der Kälte auszusetzen, hat also gleich zwei gute Effekte: Das Fett schmilzt und der Körper wird auch bei Kälte warmgehalten.

Gelegentliches Frieren stärkt das Immunsystem

Wer dauerhaft friert, wird irgendwann krank. Anders sieht es aus, wenn man seinem Körper nur gelegentlich und gezielt einen Kälteschock zumutet - etwa durch eine kalte (Wechsel-)Dusche oder den Besuch in einer Kältekammer.

Wie mehrere Studien belegen, stimuliert die Kälte die Bildung weißer Blutkörperchen. Und genau die sagen Viren, Bakterien oder Pilzen den Kampf an. Frieren kann also dafür sorgen, das Immunsystem auf Trab zu halten.

Kälte gegen Schmerzen

Leidet man unter Schmerzen, will man diese ganz schnell wierder loswerden. Häufig wird dabei auf Wärme oder eben auch Kälte gesetzt.

Insbesondere durch Kälte wird unsere Schmerzempfindlichkeit reduziert, weil die Nerven den Schmerzreiz langsamer weiterleiten. Außerdem bildet unser Köper bei Kälte verstärkt den Botenstoff Noradrenalin - und der wirkt schmerzlindernd.

Kältetherapien werden u.a. zur Schmerzlinderung bei Rheuma oder Migräne eingesetzt.

Glücklich durch Kälte?

Nicht nur Noradrenalin, auch Serotonin und Dopamin schüttet unser Körper aus, wenn wir Kälte empfinden. Also Glückshormone. Die lassen unsere Laune steigen, man fühlt sich energiegeladener, wacher - und ein ganzes Stück glücklicher.

Eisbaden, Winterschwimmen oder Kneippen

Mittlerweile gibt es verschiedene Arten, sich und seinen Körper der Kälte auszusetzen. Im Winter ist es besonders einfach: Da kann man einfach nach draußen gehen - oder sich in den nächsten Badesee werfen. Das nennt man dann Eisbaden oder Winterschwimmen.

Im Sommer kann man zumindest die Waden in freier Natur erfrischen: beim Kneippen im kalten Bach oder in einer Kneipp-Anlage.

Kälteschock in der Kältekammer

Alternativ kann man eine sogenannte Kältekammer besuchen. Das ist quasi das Gegenteil von einer Sauna. Etwa drei Minuten harrt man in einer Kabine aus, die auf bis zu Minus 160 Grad runtergekühlt wird. Dabei trägt man Socken, Handschuhe und ein Stirnband - ansonsten ist man nackt oder trägt Badebekleidung.

Kommt man raus, soll man sich wie neugeboren fühlen. Das zumindest versprechen die Anbieter. Ein günstiger Spaß ist der Besuch einer Kältekammer nicht. Für die wenigen Minuten zahlt man um die 40 bis 50 Euro. Viele Leistungssportler setzen darauf.

Frotox statt Botox und Cryofacial

Wie bei einer Botox-Behandlung wird auch beim sogenannten Frotox mit Spritzen gearbeitet. Diese enthalten jedoch nicht das umstrittene Nervengift, sondern Stickstoff. Dieser wird direkt in die Haut gespritzt und kühlt den Nerv auf etwa minus 70 Grad runter.

Dadurch sollen zwar störende Fältchen verschwinden, das Gesicht aber trotzdem natürlich wirken. Der Haken: Lange hält die Wirkung nicht an. Bereits nach zwei bis vier Wochen ist die nächste Behandlung notwendig - und die ist mit drei- bis vierhundert Euro pro Sitzung reichlich kostspielig.

Günstiger weg kommt man mit dem sogenannten Cryofacial. Dabei wird einem ein Eisstrahl aus Stickstoff, der bis zu minus 150 Grad kalt ist, ins Gesicht gesprüht. Nach etwa sechs Minuten ist die Prozedur überstanden - und der Geldbeutel um etwa 40 Euro erleichtert.

Statt Botox kann man sich auch Stickstoff gegen störende Fältchen unter die Haut spritzen lassen. Das hält zwar nicht so lange, ist aber deutlich gesünder. Bildrechte: imago/emil umdorf

Kühlende Kosmetik

Geht es einem "nur" um den Beauty-Effekt, kann man auch auf kühlende Kosmetik setzen. Die Auswahl an kühlenden Gels und Masken ist groß.

Einen ähnlichen Effekt erreicht man, wenn man die gewohnte Tagespflege vor der Benutzung für ein paar Minuten ins Eisfach gibt oder in kleinen Portionen direkt einfriert, um eine kühlende Creme bzw. einen Pflege-Eiswürfel zu genießen.

Keine Therapie ohne Arzt!

Egal, ob für Gesundheit, Schönheit oder Wohlbefinden, bevor man seinen Körper ganz oder teilweise einer Kältetherapie aussetzt, sollte man einen Arzt zu Rate ziehen. Nicht für jeden sind Eisbaden, Kältekammer oder Kneipp-Kuren der richtige Weg.

BRISANT

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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 27. März 2023 | 17:15 Uhr