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Sind Nacktbilder einmal im Umlauf, ist es schwer, die Verbreitung zu unterbinden. Bildrechte: imago/GlobalImagens

Erkennen und handelnWas tun gegen Cybermobbing?

20. Oktober 2023, 09:32 Uhr

Selbst Grundschüler haben inzwischen Smartphones und Computer. Sie sind Mitglieder von WhatsApp-Gruppen und nutzen Soziale Netzwerke wie Instagram und TikTok. Intime Fotos und Videos können dort zum gefährlichen Cybermobbing-Werkzeug werden.

Dass junge Menschen Nacktbilder austauschen oder auf sozialen Netzwerken einstellen, kommt öfter vor, als man vielleicht denkt. Werden solche intimen Schnappschüsse allerdings missbraucht, können die Folgen immens sein. Beim sogenannten Sexting kann das Hin-und-her-schicken solcher Aufnahmen zur Gefahr für die gezeigte Person werden.

Sexting - privater Austausch intimer Fotos und Videos

Beim Sexting tauschen Partner intime Fotos oder Videos per Direktnachrichten miteinander aus. Was als erotischer Anheizer für Zwischendurch auf dem Handy gedacht ist, kann schnell zu einem öffentlichen Lauffeuer werden. Nämlich dann, wenn beispielsweise nach Trennungen aus Gram oder Eifersucht solche Inhalte in Chatgruppen, in sozialen Netzwerken oder auf Videoplattformen auftauchen.

Das Szenario, dass solche Fotos und Videos später unerlaubt weiterverschickt werden, kennen viele junge Menschen. Schicken sich zwei jugendliche Personen Bilder und Videos nur innerhalb ihrer Beziehung hin und her, kann es rechtlich gesehen, milde betrachtet werden. Findet die Weiterleitung dieser Inhalte aber an Dritte ohne die Zustimmung des oder der Gezeigten statt, handelt es sich um eine Straftat - besonders, wenn die Opfer minderjährig sind.

Das Versenden sexueller Darstellungen von Kindern (bis 13 Jahre) ist ausnahmslos verboten. Sie fallen unter den Tatbestand der Kinderpornografie. Besitz, Weiterleiten und Veröffentlichung solcher Bilder ist dabei strafbar.

Sexting kann schnell zur Gefahr werden. Bildrechte: Halle5 e.V./youtube

Cybermobbing - digitaler Angriff auf die Persönlichkeit

Der Missbrauch intimer Aufnahmen und ein digitaler Angriff damit auf einen Menschen wird als Cybermobbing bezeichnet. Diese Form des Mobbings findet in sozialen Netzwerken oder Messengern statt. Bereits veröffentlichte Fotos oder heimlich aufgenommene Videos oder Fotos werden ohne das Einverständnis der gezeigten Person veröffentlicht. Damit können Menschen bloßgestellt werden.

Das Schlimme: Das Publikum eines solchen Posts kann sehr groß werden. Die Auswirkungen für einen Schüler in seinem sozialen Umfeld sind enorm. Zudem können die Täter anonym agieren. Es ist schwer bis unmöglich, Absender von Cybermobbing zurückzuverfolgen. Außerdem lassen sich einmal online gestellte Videos und Fotos nur schwer wieder löschen. Experten raten deshalb, sich in schwerwiegenden Fällen an die Polizei zu wenden und Anzeige zu erstatten. Cybermobbing ist ein Straftatbestand.

Das können Sie tun, wenn Bilder unerlaubt verbreitet werden

  • Machen Sie Screenshots der Fotos oder Videos und Chatverläufe. Sie können später als Beweise dienen.
  • In sozialen Netzwerken können Bilder gemeldet werden und vom Anbieter gelöscht werden. Dafür ist es wichtig, sich schnellstmöglich beim betreffenden Anbieter zu melden.
  • Ist die Person bekannt, die ungefragt Fotos oder Videos hochgeladen hat, sollte diese auch kontaktiert werden, um das Material zu löschen. Der Missbrauch intimer Inhalte ist immer eine Straftat.
  • Es kann Anzeige bei der Polizei erstattet werden.
  • Generell gilt: Ohne die Einwilligung der abgebildeten Person oder Personen, ist die Veröffentlichung und Weitergabe jeglicher Fotos oder Videos eine Straftat.

Die Verbreitung intimer Bilder kann eine Straftat darstellen. (Archiv) Bildrechte: Colourbox.de/Marc Silva

Die Serie "Nudes - Nackt im Netz" befasst sich mit der Thematik. Was passiert, wenn intime Videos und freizügige Bilder von Teenagern ins Netz und damit die Öffentlichkeit gelangen? Die einzelnen Folgen können Sie hier ansehen. Es gibt auch einen Bereich "Hilfe für Betroffene", in dem Experten über die Gefahren und Risiken sozialer Netzwerke aufklären.

Andere Formen von Mobbing erkennen

Kinder im Schulalter suchen bei Problemen oft zunächst die Schuld bei sich und gehen seltener mit ihren Sorgen auf Eltern oder Lehrer zu. Um zu handeln, muss Mobbing jedoch erst einmal als solches erkannt werden. Psychologen haben hierzu verschiedene Handlungsmuster von Opfern identifiziert, die einzeln aber auch zusammen auftreten können. Erste Anzeichen von Mobbing können sein: Der Schüler oder die Schülerin:

  • möchte nicht mehr zur Schule gehen, täuscht Erkrankungen vor oder möchte plötzlich wieder bis zur Schule gebracht werden;
  • zieht sich von Eltern und Freunden zurück;
  • beginnt plötzlich zu stottern;
  • bekommt Albträume.

Psychologen der TU München haben aus ihren Forschungen einen großen Antworten-Katalog erarbeitet, der sich vor allem an Eltern und Lehrer richtet. Angefangen von "Wo endet die Rauferei und wo fängt Mobbing an?", über die Frage: "Sollen Eltern Kontakt zu den Tätern aufnehmen?", bis zu rechtlichen Fragen wie: "Was tun, wenn sich nichts ändert?".

Mobbing findet oft im Netz statt, ohne dass es Außenstehende bemerken. Bildrechte: Imago-Stock/Reporters

Online-Zeiten bei Kindern und Jugendlichen steigen anDas Internet ist fest im Alltag von Jugendlichen eingebunden. 88 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen sind täglich im Netz unterwegs - und das im Schnitt für 241 Minuten. Das hat die Studie "Jugend Information Medien 2021" ergeben. WhatsApp, Instagram, TikTok, Snapchat, Pinterest und Twitter werden von Jugendlichen am häufigsten verwendet. WhatsApp nutzen laut der Umfrage sogar 92 Prozent der Befragten zwischen zwölf und 19 Jahren mehrmals pro Woche. 58 Prozent gaben an, Instagram regelmäßig zu nutzen, 46 Prozent TikTok - mit steigender Tendenz.

Auswirkungen von Mobbing

Auf die Opfer selbst kann sich Mobbing ganz unterschiedlich auswirken. Es kann zum Verlust von Selbstvertrauen, Konzentrationsproblemen, abnehmender Lernmotivation, Appetitlosigkeit bis hin zu Schlafstörungen führen. Allerdings können sich durch die gefühlte Einsamkeit und Isolierung, die mit Mobbing einhergehen, auch depressive Tendenzen entwickeln. Dies alles kann zu Selbstverletzungen und zum Suizidversuch führen.

Opfertypen erkennen

Es gibt bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die häufig auf Mobbing-Opfer zutreffen. So sind es oft ängstliche bzw. überangepasste Schüler mit geringem Selbstwertgefühl. Zudem können andersartiges oder auffälliges Aussehen, Hilflosigkeit, eine Behinderung oder Ungeschicklichkeit für Mobbing prädestinieren. Auch besonders gutgläubige Kinder aus gewaltsensiblen Familien können potenzielle Opfer sein.

Mobbing betrifft Mädchen und Jungs - jedoch oft auf unterschiedliche Art und Weise. Bildrechte: imago/imagebroker

In den unteren Klassen ist häufiger das sogenannte Bullying zu beobachten, die Ausgrenzung aufgrund körperlicher Unzulänglichkeiten. In der Mittelstufe stehen bestimmte Normen in Bezug auf Mode (Markenkleidung) oder Verhaltensnormen im Unterricht ("Streber") eher im Vordergrund. Während Jungen häufiger zu körperlicher Aggression neigen, bedienen sich Mädchen eher subtileren Mitteln wie dem Verbreiten von Gerüchten, Manipulationen und sozialer Ausgrenzung.

Wer kann was gegen Mobbing unternehmen?

Sind Anzeichen für Mobbing erkannt, gilt es für Eltern aber auch Lehrer und Mitschüler zu handeln.

Eltern

Zunächst sollten sich Eltern die Zeit nehmen, um mit ihren Kindern über den Schultag zu sprechen. Auch wenn Kinder im Allgemeinen nicht gern und viel darüber reden, ist dies für das Kind eine Möglichkeit, Probleme anzusprechen. Redet das Kind aus Scham oder Angst nicht und vermuten die Eltern, dass etwas nicht stimmt, ist der erste Weg der zum Klassenlehrer oder zur Klassenlehrerin. Er oder sie kennt das Kind und sein Arbeits- und Sozialverhalten am besten. Zusätzlich sollte auch die Schulleitung einbezogen werden. Auch Schulpsychologen können helfen.

Lehrer

Das Verhalten der Lehrer hat laut Experten großen Einfluss dafür, ob es an Schulen Nährboden für Mobbing gibt. Auch die Verfügbarkeit von Mediatoren bzw. Sozialarbeitern und Schulpsychologen spielt eine entscheidende Rolle. Leider wird laut Experten das Problem häufig seitens der Lehrer nicht erkannt und das Opfer als "zu sensibel" eingeschätzt. Da oft gruppendynamische Aspekte innerhalb der Klasse eine Rolle spielen, müssen Lehrer besonders sensibel mit "dem Neuen in der Klasse" oder auch bei einer neu zusammengewürfelten Klasse umgehen. In Zusammenarbeit mit Präventionsstellen der Polizei oder Anti-Mobbing-Trainern können Lehrer gemeinsam mit der Klasse erlernen, wie man sich gegen Mobbing wehrt. Dabei hilft es nicht zu sagen: "Wehr' Dich, wenn Dich jemand ärgert". Können sich Schüler selbstbewusst und schlagfertig wehren, kommt es oft erst gar nicht zu weiteren Mobbing-Angriffen. Den Tätern fehlt die nötige Opferhaltung. Doch das muss trainiert werden.

Mitschüler

Mitschüler sollten den Mut haben und Sozialarbeiter oder Lehrer auf ein Mobbing-Problem in ihrem Umfeld ansprechen. Denn ist das Opfer nicht allein den Repressalien des Täters ausgesetzt, ist schon viel getan. Mobbing-Opfer schämen sich meist und können diesen Schritt nicht selbst tun.

Portal bietet Aufklärung und Informationen

Bereits 2006 gründete sich die Initiative "Schüler gegen Mobbing", deren Portal bis heute Aufklärung und Informationen bietet und Anlaufstelle für Betroffene ist. In einem EU-Projekt entwickelten Jugendliche für Jugendliche die App Klicksafe. Sie soll den Jugendlichen zeigen, wie man gegen Cyber-Mobbing ganz konkret vorgehen kann.

Bildrechte: picture alliance / dpa | Caroline Seidel

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(Dieser Artikel wurde erstmals 02.08.2019 veröffentlicht)

Quellen und weiterführende Links

BRISANT
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