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Einfacher als gedachtWie spreche ich eigentlich mit Stotternden?

13. Dezember 2024, 12:00 Uhr

Mehr als 830.000 Menschen in Deutschland stottern laut Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe. Stottern ist also weiter verbreitet, als man denkt.

Welche Ursachen gibt es für Stottern?

Stottern ist eine Störung des Sprechablaufs, eine so genannte Redeflussstörung. Wer stottert, weiß grundsätzlich genau was er sagen möchte, kann es in dem Moment jedoch nicht schnell und störungsfrei aussprechen.

Nach heutigem Kenntnisstand sieht man die Hauptursache von Stottern in einer vererbten Veranlagung. Ganz sicher ist das aber nicht.

Wichtig: Stottern lässt keinerlei Rückschlüsse auf die Intelligenz, den Charakter oder die Herkunft der betroffenen Person zu.

Kampf mit den Worten Diesen Stars hat ihr Stottern zur Karriere verholfen

Als Kind hat Ed Sheeran Probleme gehabt, in einem Fluss zu sprechen. Als der Sänger mit zehn Jahren eine CD von Rapper Eminem geschenkt bekam, versuchte er, die schnellen Raps mitzusprechen - mit Erfolg! Das Rappen half dem Sänger, sich das Stottern abzugewöhnen. Der Beginn seiner erfolgreichen Gesangskarriere. Bildrechte: IMAGO / ABACAPRESS
Emily Blunt litt vor allem als Jugendliche unter der Sprechstörung. In einem Interview erklärte sie, dass sie das Stottern bis heute begleite. Dennoch habe ihr die Schauspielerei schon als Kind sehr geholfen: "Das war sehr befreiend für mich. Plötzlich hatte ich einen Redefluss". Bis heute setzt sich der Hollywoodstar dafür ein, auf die Besonderheiten und Ursachen des Stotterns aufmerksam zu machen. Bildrechte: IMAGO / ABACAPRESS
Stotteriger Start: Bruce Willis hatte schon früh mit starkem Stottern zu kämpfen und wurde deshalb in der Schule gemobbt. Erst mit der Schauspielerei änderte sich das. Als er zum ersten Mal auf der Theaterbühne stand, war die Sprechstörung "wie weggeblasen": "Das ist es, ich bin zu Hause. Das ist, was ich machen möchte". Bildrechte: IMAGO / Future Image
Fluchen gegen das Stottern: Auch Samuel L. Jackson wurde als Kind wegen seiner Sprechstörung gemobbt. In der Schule hörte er aus diesem Grund sogar für fast ein Jahr auf, zu reden: "Ich habe viel gelesen. Ich habe Dinge über Atemmethoden gelesen. Ich ging wirklich in die Bibliothek, um das Stottern zu bekämpfen". Vor allem habe ihm aber das Fluchen geholfen. Benutzte er Schimpfwörter, kam er ganz ohne Stottern durch. Bildrechte: IMAGO / FAMOUS
Durchs Stottern berühmt: Rowan Atkinson litt vor allem als Kind an der Sprechstörung. Erst bei seinem Studium stellte er fest, dass auf der Bühne das Stottern verschwand. Diese Entdeckung habe ihn sogar zu seiner Karriere bewegt, erklärte der "Mr. Bean"-Darsteller im Interview. Bildrechte: IMAGO / PA Images
Präsident trotz Hindernis: Auch US-Präsident Joe Biden leidet seit seiner Kindheit unter der Sprechstörung: "Ich habe viel aus dem Umgang mit dem Stottern gelernt. Es hat mir Einblick in den Schmerz anderer Menschen gegeben." Seine Reden bereitet Biden deshalb penibel vor. Er lese die Reden im Kreis von Mitarbeitern laut vor. Besonders wichtig sei ihm auch die Verständlichkeit. Sätze müssen klar formuliert werden und Abkürzungen seien streng verboten. Bildrechte: IMAGO / NurPhoto
Dank Stottern zum Erfolg: Schauspielerin Marilyn Monroe konnte mit Hilfe einer Sprachtherapie das Stottern ablegen. Ihre hauchige Stimme, für die sie so bekannt war und für die sie gefeiert wurde, sei durch eine der Sprechübungen entstanden. Bildrechte: IMAGO/Newscom / GDA
Royaler Stotterer: Der Vater von Queen Elisabeth II. ist einer der bekanntesten Stotterer der Welt. Im Film "The King's Speech" wird seine Sprechstörung ausführlich thematisiert. Durch einen Sprachtherapeut und ständiges Training konnte König George VI. sein Stottern ablegen. Bildrechte: imago images/Everett Collection
Dass Stottern nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun hat, ist spätestens seit Albert Einsteins Relativitätstheorie klar. Das Mathematik-Genie hatte keine einfache Kindheit. Albert Einstein begann erst im Alter von drei Jahren zu sprechen und stotterte bis er zehn Jahre alt war. Doch all das hielt ihn nicht davon ab, zu einem der bedeutendsten Wissenschaftler überhaupt zu werden. Bildrechte: IMAGO/Bridgeman Images

Welche Symptome treten auf und wie belastend sind sie?

Stottern äußert sich durch unfreiwillige Wiederholungen von Silben und Lauten. Anspannung der Gesichtsmuskulatur oder Körperbewegungen sind dabei manchmal sichtbar.

Unsichtbar sind begleitende Symptome wie Sprechängste oder das Vermeiden und Verschleiern von Stottern. Diese Begleitsymptome können stotternde Menschen im Alltag belasten, sich weiter verstärken und zum sozialen Rückzug führen.

Stottern lässt keine Rückschlüsse auf die Intelligenz, den Charakter oder die Herkunft der betroffenen Person zu. Bildrechte: Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. (BVSS)

Wann sollte man eine Therapie bei Kindern beginnen?

Die meisten Kinder stottern nur eine Zeit lang, ihr Stottern verschwindet ebenso plötzlich wie es auftritt. Leider lässt sich jedoch die Wahrscheinlichkeit für eine "Spontanheilung" oder das Verbleiben des Stotterns nicht vorhersagen.

Eine Stottertherapie im Kindesalter sollte spätestens sechs bis maximal zwölf Monate nach dem ersten Auftreten des Stotterns begonnen werden. Doch auch davor kann eine Behandlung sinnvoll sein, zum Beispiel wenn das Kind auffällige Begleitsymptome zeigt.

Bei stotternden Jugendlichen und Erwachsenen entscheidet der individuelle Leidensdruck über den Therapiebeginn.

Grundsätzlich gilt: Mit einer Stottertherapie kann in jedem Alter begonnen und der Redefluss dadurch deutlich verbessert werden.

Werden die Kosten für die Therapie übernommen?

Sprachherapien gelten als Heilmittel und werden von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Bis zum 18. Lebensjahr fallen keine Zuzahlungen an. Danach müssen zehn Prozent der Therapiesitzung gezahlt werden.

Tipps fürs Gespräch mit Stotternden

Eigentlich braucht man gar keine speziellen Tipps, denn Gespräche sollten immer so aussehen: In die Augen schauen, Ausreden lassen und nicht ins Wort fallen.

Außerdem sollte man im Gespräch mit Stotternden Geduld bewahren und einfach auch mal nachfragen, wenn man etwas nicht verstanden hat.

Dringend vermeiden sollte man Sätze wie: "Atme tief durch.“ oder "Denk nach, bevor du sprichst.“ Auch ein "Sing doch“, mag gut gemeint sein, weil man beim Singen eben nicht stottert, beschämt aber meist den Gegenüber, schließlich unterhält man sich sonst auch nicht wie im Musical.

Ein Gespräch auf Augenhöhe ist das Beste was man tun kann.

Quellen und weiterführende Links

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 13. Dezember 2024 | 17:15 Uhr