Frustrierte Geschäftsfrau sitzt am Schreibtisch im Büro.
Stress im Job kennen die meisten. Wenn sich aber auch am Wochenende keine Erholung einstellt, sollte man genauer hinschauen. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Wer ist besonders gefährdet? Von der Erschöpfung zum Burnout: Wie man die Warnsignale deuten kann

20. August 2024, 10:27 Uhr

Beate Maschke-Spittler
Bildrechte: Raphaela Fietta

Sängerin Lena Meyer-Landrut, Ex-Skispringer Sven Hannawald, Prinz Harry oder jüngst der Sylter Bürgermeister Nikolas Häckel – sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sprechen öffentlich darüber, dass sie einen Burnout erlitten haben. Auch Krankenkassen registrieren gestiegene Fehltage, insbesondere Erzieherinnen und Erzieher leiden besonders häufig unter Burnout, zeigt eine neue Studie

Aber wie genau zeigt sich ein Burnout?

Welche Ursachen es gibt, auf welche Anzeichen Sie achten sollten und wer besonders gefährdet ist:

Burnout - Was ist das?

Der englische Begriff beschreibt es schon ganz gut: Man fühlt sich ausgebrannt, erschöpft, den Anforderungen des Alltags nicht mehr gewachsen. Ein Burnout bezieht sich - im Gegensatz zu Erkrankungen wie Depression - vor allem auf das berufliche Umfeld. Die Wechselwirkung mit anderen Lebensbereichen spielt aber dennoch eine Rolle – gerade wenn man beruflich und privat vielen Anforderungen gerecht werden muss.

Burnout ist keine Krankheit, sondern ein "Risikozustand" – zum Beispiel für eine klinische Depression.

Insgesamt leiden in Deutschland etwa 4,2 Prozent aller Menschen an einem Burnout, Frauen sind mit rund 5,2 Prozent häufiger betroffen als Männer mit 3,3 Prozent.

Computer mit Frauen und Managern im Büro.
Noch eine Aufgabe mehr von der Chefin? Bei andauernder Überforderung, Termindruck und mangelnder Wertschätzung stehen bei vielen die Zeichen auf Burnout. Bildrechte: IMAGO / Zoonar II

Burnout: Studie zeigt die Gefahr in Deutschland

Burnout ist in Deutschland für viele Menschen erschreckend präsent: Eine aktuelle Studie der Krankenkasse BKK Pronova zeigt, dass die Angst davor zunimmt: 61 Prozent der Befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befürchten, wegen Überlastung ein Burnout zu erleiden, 21 Prozent stuften die Gefahr sogar als hoch ein – 2018 waren es nur 14 Prozent.

Ursache Stress – immer eine Gefahr?

Stress ist immer ein Ausnahmezustand für den Körper. Aber dieser kann auch positiv empfunden werden: Den sogenannten Eustress empfinden wir bei wichtigen, selbst gewählten Aufgaben.

Der Stress, der uns krank machen kann, ist dagegen eine Belastung: Überstunden, Termindruck oder die Pflicht zur ständigen Erreichbarkeit sind für viele Arbeitnehmer auf Dauer schwer abzufedern.

Wenn dann noch Stress und Druck in anderen Lebensbereichen dazukommt, wird es eng. In diesen Situationen fällt es vielen dann zunehmend schwer, den Alltag hinter sich zu lassen:

Wenn die gesunde Distanz zur Arbeit fehlt, wird es kritisch. Wenn man zum Beispiel mal ein verlängertes Wochenende wegfährt und dann merkt, dass sich überhaupt keine Erholung einstellt.

Dr. Lars Hölzel, Psychologe

Eine Frau liegt im Bett und tippt auf ihren Telefon
Wochenende und trotzdem keine Erholung? Vielleicht sogar Schlafstörungen, Kopfschmerzen? Eine bessere Work-Life-Balance muss her! Bildrechte: IMAGO/Zoonar II

Ursachen – welche Gründe für Burnout kann es geben?


  • Zeit- und Leistungsdruck im Job, womöglich verbunden mit der Angst vor Jobverlust
  • dauerhafte Überforderung ohne Aussicht auf Veränderung
  • hohe Erwartungen an sich und andere, starkes Verantwortungsbewusstsein, Neigung zu Perfektionismus
  • fehlende Selbstwirksamkeit – man kann wenig an der aktuellen Situation ändern, wenig individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung
  • fehlende Wertschätzung im Berufsalltag, unbefriedigendes Arbeitsklima
  • Konflikte mit Vorgesetzten, mit Kollegen oder den zu pflegenden Angehörigen
  • Zu wenig Unterstützung im Alltag oder bei Problemen – dies gilt auch im Privaten

Eine Frau hält ein Baby im Arm
Das Jonglieren mit verschiedenen Rollen und Anforderungen kann belastend sein. Kommen zum Stress im Job noch kranke Kinder, Pflege von Angehörigen oder finanzielle Sorgen hinzu, wird es für viele Menschen schwierig. Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Welche Burnout-Symptome gibt es?

Da es sich nicht um ein klar umrissenes Krankheitsbild handelt, gibt es auch keine exakten Diagnosekriterien - es gibt über 100 Symptome, die bei einem Burnout auftreten können, aber nicht müssen. Folgende Symptom-Schwerpunkte sind häufig zu beobachten:

Erschöpfung und körperliche Beschwerden: Betroffene fühlen sich überfordert, ausgelaugt und antriebslos, sind oft müde und niedergeschlagen. Viele haben zudem körperliche Beschwerden, zum Beispiel Magen-Darm-Probleme oder Schlafstörungen. Auch Tinnitus, Migräne oder Rückenschmerzen können auftreten.

Frustration und Angst im Job: Menschen mit einem Burnout erleben ihre Arbeit als zunehmend frustrierend. Sie entwickeln oft eine zynische Haltung ihren Mitmenschen und Aufgaben gegenüber. Auch Angst- und Schuldgefühle im Job-Alltag können auftreten.

Weniger leistungsfähig, schneller gestresst: Betroffene haben meist Probleme, sich zu konzentrieren und sich Dinge zu merken. Sie fühlen sich lustlos, es mangelt an Ideen und Kreativität und es fällt oft schwer, Entscheidungen zu treffen. Viele sind schnell gereizt, vergesslich und sogar von privaten Verabredungen gestresst.

Eine Frau sitzt mit gefalteten Händen und geschlossenen Augen am Schreibtisch, auf dem ein Aktenstapel liegt.
Auch wenn die Kollegen komisch gucken: Gaanz tiief durchatmen und mal kurz zur Ruhe kommen ist auch bei der Arbeit eine gute Idee gegen Stress. Bildrechte: Imago/PantherMedia / Andriy Popov

Burnout vorbeugen – das können Sie selbst tun

Wenn Sie das Gefühl haben, dass der Stress Ihnen zu sehr zusetzt und Sie zunehmend in eine Erschöpfung kommen, sollten Sie versuchen, Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung zu finden: regelmäßige Pausen, Meditations- oder Achtsamkeitstrainings sind hilfreich.

Auch Unterstützung im Umfeld sollten sich Betroffene suchen – ob das der Partner oder die Partnerin ist, Freunde oder Verwandte: Häufig freuen Angehörige sich über die Möglichkeit, zu unterstützen.  

Weiterbildungen oder ein berufliches Coaching können ebenfalls helfen, die eigene Situation zu verändern oder die eigenen Möglichkeiten und Perspektiven zu erweitern: Vielleicht gibt es ja doch mehr Optionen, als man dachte?

Eine Ärztin hat die Hand auf die Schulter einer Frau gelegt.
Erkennen Sie an sich elbst oder einer nahestehenden Person Anzeichen von Burnout? Ein Gespräch mit dem Arzt kann helfen. eine Diagnose zu stellen. Bildrechte: IMAGO/Zoonar II

Ich glaube, ich habe Burnout - was kann ich tun?

Wenn Sie die genannten Anzeichen bei sich bemerken und das vielleicht schon über einen längeren Zeitraum hinweg, suchen Sie sich Hilfe. Gehen Sie zum Arzt.

In einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen kann der Arzt oder die Ärztin abklären, ob es sich um ein Burnout handelt oder ob dahinter eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung steckt, zum Beispiel eine Angststörung oder ein chronisches Erschöpfungssyndrom.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 20. August 2024 | 17:15 Uhr

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