Füchse mit H5N1 infiziertImmer mehr infizierte Säugetiere - Wird die Vogelgrippe das neue Corona?
Nachdem im Oktober 2022 auf einer spanischen Nerztierfarm die Vogelgrippe ausgebrochen ist, grassiert das Virus auf mehreren Erdteilen. Vermehrt sind Säugetiere von dem H5N1-Virus betroffen - das Infektionsrisiko steigt, vielleicht auch für den Menschen.
Inhalt des Artikels:
Vogelgrippe breitet sich aus: In Deutschland auch Füchse betroffen
Experten sind besorgt: Europa erlebt derzeit den schwersten Ausbruch der Vogelgrippe aller Zeiten. Immer häufiger werden auch Säugetiere mit dem hochansteckenden Vogelgrippe-Virus infiziert. Nun ist das Virus erstmals bei Füchsen in Deutschland nachgewiesen worden. Vier Tiere seien mit H5N1 infiziert, teilte das Gesundheitsministerium in Niedersachsen mit.
Ein sporadisches Überspringen von Vogelgrippe-Viren auf Säugetiere konnte bereits früher mehrfach beobachtet werden, erklärte das Friedrich-Löffler-Institut. "Weltweit betraf dies fleischfressende Landtiere und Meeressäuger - unter anderem Füchse, Otter, Seehunde und andere Robben." Sie hätten sich vermutlich über das Fressen infizierter Wasservögel oder den Kontakt mit infizierten Wildvögeln angesteckt.
Mutationen: Ist die Vogelgrippe auf den Menschen übertragbar?
Die zuletzt vermehrten H5N1-Nachweise bei Säugetieren müssten genau beobachtet werden, da sind die Experten einig. Denn gerade die Zunahme könnte ein Ausdruck von Mutationen des Vogelgrippevirus sein. Das macht auch eine Gefahr für den Menschen wahrscheinlicher - wenn auch in geringem Maße.
Eine Übertragung scheint nach bisherigen Erfahrungen nur bei engem Kontakt mit erkrankten oder verendeten Vögeln sowie deren Produkten oder Ausscheidungen möglich, so das Robert-Koch-Insitut. Vermutlich müssen Menschen dann jedoch sehr große Virusmengen aufnehmen, um sich zu infizieren.
"Insgesamt besteht also für die Übertragung von Vogelinfluenzaviren sowohl von Vögeln auf Menschen als auch von Mensch zu Mensch eine erhebliche Barriere", erklärt das RKI. Auch das aktuelle Infektionsgeschehen verändert die Gefahrenlage für Menschen nicht, teilte das niedersächsische Gesundheitsministerium mit.
Vogelgrippe auch für Säugetiere gefährlich?
Es ist bereits das dritte Jahr, in dem der Erreger unter Wildvögeln in Europa grassiert. Allein 2020/21 mussten laut einem Bericht der Mitteldeutschen Zeitung 1,8 Millionen Tiere in deutschen Ställen getötet werden.
Doch nicht nur, dass die Fälle sich häufen. Experten beunruhigt, dass es seit einem Vorfall auf einer Pelzfarm im Nordwesten Spaniens immer mehr Anzeichen dafür gibt, dass sich das Virus an Säugetiere anpasst. Damit würde auch das Infektionsrisiko für Menschen steigen.
Anfang Oktober bemerkten Arbeiter auf einer Pelzfarm einen plötzlichen Anstieg von Todesfällen unter den eingesperrten Nerzen. Vermutet wurde zunächst eine Infektion mit Sars-CoV-2. PCR-Tests konnten dies jedoch nicht bestätigen. Nachgewiesen wurde hingegen das Vogelgrippevirus H5N1.
Was ist die Vogelgrippe?
Die Vogelgrippe (aviäre Influenza) ist eine hochansteckende Viruserkrankung. Wie der Name schon vermuten lässt, sind vor allem Hühner, Puten und etliche Wildvogelarten betroffen. Enten, Gänse und Tauben können die Erreger zwar verbreiten, zeigen aber kaum Symptome.
Die meisten Infektionen wurden bisher durch die Subtypen A(H5N1) und A(H7N9) verursacht. Beim Menschen konnten aber auch die Subtypen A(H5N6) und A(H9N2) nachgewiesen werden.
In Deutschland wurden allerdings laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) noch keine Vogelgrippe-Viren beim Menschen nachgewiesen.
Seit 2003 gab es laut der Weltgesundheitsorganisation weltweit rund 2.600 Erkrankungen bei Menschen. 1.100 Todesfälle durch Vogelgrippe wurden nachgewiesen, davon wurde der Großteil im asiatisch-pazifischen Raum registriert, wie das RKI schreibt.
Unterschied zwischen Vogelgrippe und Geflügelpest?
Umgangssprachlich werden die Begriffe Geflügelpest und Vogelgrippe als Synonym verwendet. Die Geflügelpest ist jedoch eine besonders schwer verlaufende Form der Vogelgrippe. Sie wird laut RKI hauptsächlich von Viren der Subtypen H5 und H7 ausgelöst.
Bei Wassergeflügel wie Enten und Gänsen bricht die Krankheit häufig nicht aus oder hat nur einen leichten Verlauf. Kommen die infizierten Tiere allerdings mit Wirtschaftsgeflügel aus Fleisch- und Ei-Produktion in Kontakt, kann dies verheerende Folgen haben, da die Viren vor allem bei Hühnern und Puten schwere Verläufe der Krankheit hervorrufen können.
Symptome bei Tieren:
- Hohe Sterblichkeit bei Hühnervögeln
- Atemnot
- Grünlich wässriger Durchfall
- Blutungen an Innenorganen und Kammspitzen
- Ödeme im Kopfbereich
- Rückgang der Legeleistung
- Deutlich reduzierte Wasser- und Futteraufnahme
- Fieber
Wie kann man sich mit Vogelgrippe anstecken?
Bei engem Kontakt mit einem erkrankten Tier kann es zu einer Übertragung der Krankheit kommen. Kranke oder sterbende Wildvögel sollten deshalb auf keinen Fall angefasst werden. Laut dem RKI besteht allerdings noch kein "erhöhtes Risiko für die Allgemeinbevölkerung". Denn von Mensch zu Mensch kann die Vogelgrippe nur sehr schwer übertragen werden.
Allerdings schreibt das RKI auch, dass immer die Gefahr besteht, dass sich die – für das menschliche Immunsystem unbekannten – Viren an den Menschen anpassen. Wenn solche Viren die Fähigkeit erlangen, von Mensch zu Mensch übertragen zu werden, können sie eine Pandemie auslösen.
Was sind die Symptome bei der Vogelgrippe?
Laut dem Robert-Koch-Institut müssen Menschen sehr hohe Virusmengen aufnehmen, um sich überhaupt mit der Vogelgrippe zu infizieren. Die Symptome können sich dann folgendermaßen äußern:
- hohes Fieber
- Husten und Atemnot
- Halsschmerzen
- Durchfall, seltener auch Bauchschmerzen und Erbrechen
Ist Vogelgrippe heilbar?
Bei Verdacht auf Vogelgrippe wird der Patient isoliert, um eine mögliche Übertragung auf andere Menschen zu verhindern. Antivirale Medikamente können verhindern, dass sich die Viren im Körper ausbreiten. Sie sollten aber innerhalb kurzer Zeit nach der Ansteckung gegeben werden. Ist die Infektion schon länger her, kann die Vogelgrippe ausschließlich symptomatisch behandelt werden.
Brisant/dpa/MDR Wissen/mdr.de/Tagesschau/RKI/österreichisches Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz/Südkurier/netdoktor.de
Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 22. März 2023 | 17:15 Uhr