Lungentzündungen bei Kindern Mykoplasmen: Wie gefährlich sind die Bakterien?
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03. Oktober 2024, 09:26 Uhr
Aktuell gibt es eine Krankheitswelle durch Mykoplasmen-Infektionen in Deutschland. Wie gefährlich sind Mykoplasmen für Kinder und Erwachsene, welche Symptome sind typisch - und wie kann man sich anstecken?
Lungenentzündungen durch Mykoplasmen bereiten Ärzten und Eltern aktuell Sorgen. Zwar ist der Erreger meist harmlos. Doch er führt, gerade bei Kindern und jungen Erwachsenen, auch zu Lungenentzündungen und erzeugt zur Zeit eine regelrechte Krankheits-Welle in Deutschland.
Wir haben aktuell wesentlich mehr Fälle, und damit auch einen höheren Prozentsatz an schweren Erkrankungen. Die Welle ist unbestritten.
Infektionswelle mit Mykoplasmen - Was steckt dahinter?
Mykoplasmen sind keine Viren, sondern Bakterien. In den letzten Jahren traten von Mykoplasmen (Mycoplasma pneumoniae) ausgelöste Lungenentzündungen eher selten auf.
Aktuell ist das anders: Ärztinnen und Ärzte melden stark erhöhte Zahlen. Im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie gebe es einen Anstieg der Infektionen um das 10- bis 20-fache, erklärt Biologe Roger Dumke vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie am Uniklinikum Dresden. Dies könnte auch an einem späten Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie und der nachlassenden Herdenimmunität liegen.
Wie gefährlich ist die Lungenentzündung für Kinder?
Eine Lungenentzündung durch Mykoplasmen beginnt in der Regel ganz harmlos. Etwa 2-3 Wochen nachdem sich die Kinder mit den Bakterien angesteckt haben, zeigen sich meist erste Symptome. Die Krankheit beginnt eher schleichend und wird nicht immer sofort erkannt.
Eine typische Lungenentzündung geht oft mit hohem Fieber, Schüttelfrost und starkem Husten einher. Anders bei der Mykoplasmen-Pneumonie, die eher leichtes Fieber, trockenen Husten und Kurzatmigkeit hervorruft. Deshalb wird sie auch als "atypische Lungenentzündung" bezeichnet.
Mykoplasmen-Lungenentzündung - das sind die Symptome
- Die Symptome einer Mykoplasmen-Pneumonie ähneln meist denen einer Erkältung: Husten, Müdigkeit, Fieber oder Halsschmerzen.
- Bei Jüngeren können Durchfall, Erbrechen oder Keuchen auftreten.
- Asthmaanfälle oder schwere Lungenentzündungen können in manchen Fällen dazukommen.
- Manche Kinder mit einer Mykoplasmen-Pneumonie bekommen einen Hautausschlag mit roten Flecken und kleinen Erhebungen
Helfen Antibiotika bei einer Mykoplasmen-Infektion?
Die meisten Erkrankten erholen sich ohne Medikamente von einer Mykoplasmen-Infektion. Da viele gängige Antibiotika wie Penicillin gegen diese Art von Bakterien nicht wirksam sind, werden dann spezielle Antibiotika verabreicht.
Wie kann man sich mit Mykoplasmen anstecken?
Bei Mykoplasmen besteht eine relativ hohe Ansteckungsgefahr. Auch scheinbar Gesunde können die Keime im Nasen-Rachen-Raum haben und sie unbewusst an andere per Tröpfcheninfektion weitergeben. Die Inkubationszeit - also die Zeit zwischen Ansteckung und ersten Symptomen - beträgt 7 bis 20, mitunter sogar bis zu 28 Tage.
Eine flächendeckende Untersuchung, ob Infektionen mit Mykoplasmen vorliegen, gibt es in Deutschland nicht. Eine Meldepflicht hat in Deutschland aktuell nur Sachsen.
Gibt es eine Impfung gegen Mykoplasmen?
Vor den meisten Erregern einer Lungenentzündung kann man sich mit einer Pneumokokken-Impfung schützen.
Eine Impfung gegen Mykoplasmen gibt es jedoch nicht.
Mykoplasmen: Wie wird der Herbst und Winter?
Wie die aktuelle Krankheitswelle sich jetzt in der Erkältungszeit entwickelt, ist noch nicht abzusehen. "Die Welle wird sicherlich wieder abebben", sagt Biologe Roger Dumke. "Wann sie das tut, ist noch nicht klar."
Weitere Mykoplasmen-Infektionen bei Frauen und Männern
Es gibt noch einen weiteren Mykoplasmen-Erreger: Das Bakterium Mycoplasma genitalium kann sexuell übertragbare Infektionen der Harnröhre (Urethritis) und manchmal bei Frauen eine Beckenentzündung auslösen. Viele Infizierte, insbesondere Frauen, haben keine Symptome.
Mögliche Anzeichen:
- Frauen können einen auffälligen Scheidenausfluss oder ein Brennen beim Wasserlassen feststellen.
- Männer können ein Brennen beim Wasserlassen und manchmal einen Ausfluss aus dem Penis bemerken.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 02. Oktober 2024 | 17:15 Uhr