
Welt-AIDS Tag Therapie: Stammzellen-Transplantation als Chance für HIV-Infizierte?
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01. Dezember 2023, 14:29 Uhr
Ein krebskranker HIV-Patient konnte in Düsseldorf durch eine Stammzellen-Transplantation geheilt werden. Doch diese Therapie ist nicht für jeden geeignet. Welche Chancen und Gefahren es gibt und was eine Infektion mit HIV heute bedeutet und wie sie sich davor schützen können, erfahren Sie hier.
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Es klingt wie ein medizinisches Wunder: Medizinern vom Uniklinikum Düsseldorf ist es gelungen, einen krebskranken HIV-Patienten mithilfe einer Stammzellen-Transplantation von beiden Erkrankungen zu heilen. Das berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "Nature Medicine". Weltweit gibt es bisher nur sechs Menschen, bei denen ein solcher Therapie-Ansatz erfolgreich war.
Der "Düsseldorfer Patient" bekommt ein Gesicht
Marc Franke heißt der "Düsseldorfer Patient". 2008 erfährt er, dass er HIV-positiv ist. Da ist er 39 Jahre alt. 2011 wird bei ihm, eine akute myeloische Leukämie (AML) - eine Form von Blutkrebs - festgestellt. 2013 erhielt er eine Stammzellen-Transplantation.
Ziel der Transplantation sei es gewesen, sowohl die Leukämie als auch das HI-Virus in den Griff zu bekommen.
Die Stammzellen-Transplantation gilt unter Medizinern als gefährlich, jeder sechste Patient stirbt während der Therapie.
Stammzellenspenderin wird Freundin fürs Leben
Franke gilt als geheilt und hat inzwischen auch seine Spenderin kennen lernen dürfen. Ein Jahr nach der Stammzellspende dürfen Marc Franke und Anja Prause das erste Mal Kontakt aufnehmen, sie freunden sich an.
Stammzellen-Transplantation für alle HIV-Patienten?
Das Problem: Eine solche Therapie ist derzeit nur für wenige Patienten möglich. Zum einen, weil die Zahl geeigneter Spender mit der Mutation sehr gering ist. Zum anderen, weil eine Stammzellen-Transplantation wegen großer Risiken nur im Rahmen der Behandlung anderer lebensbedrohlicher Erkrankungen wie eben Krebs eingesetzt werden kann.
Eine Ausweitung des Therapie-Ansatzes auf HIV-Infizierte ohne Krebs bleibe nach Angaben von Experten erst einmal unrealistisch.
Zudem hätten HIV-Infizierte mit gut eingestellter Therapie nach Angaben von Toni Cathomen vom Universitätsklinikum Freiburg inzwischen eine ähnlich hohe Lebenserwartung wie die Normalbevölkerung: Das Risiko, das zurzeit mit einer Stammzell-Transplantation verbunden ist, sei seines Erachtens für "gesunde" HIV-Infizierte daher derzeit nicht vertretbar.
Was ist HIV? Das "Humane Immundefiziens-Virus" (HIV) schädigt oder zerstört die körpereigenen Abwehrkräfte und kann, wenn es nicht behandelt wird, zu AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome = erworbenes Immunschwächesyndrom) führen. Dieser Zustand bedeutet dann, dass der Körper schwer an eigentlich harmlosen Krankheiten erkranken kann.
So wird das HI-Virus übertragen
Die Ansteckung mit dem HI-Virus erfolgt am häufigsten beim Geschlechtsverkehr. Da es keine Impfung gibt, ist hier das Kondom der einfachste und wirkungsvollste Schutz. Ein weiterer Übertragungsweg ist die Ansteckung durch HIV-infiziertes Blut. Dies gilt insbesondere für den gemeinsamen Gebrauch von Spritzen und Zubehör im Drogen-Milieu.
Schutz gegen eine HIV-Infektion
Neben Kondomen und sauberen Spritzen bietet die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) eine weitere Schutzmöglichkeit. Dabei handelt es sich um die medikamentöse Vorsorge mit einem Arzneimittel, das HI-Viren daran hindert, sich zu vermehren, wenn sie in Zellen eindringen. Dafür ist allerdings ein hoher Wirkstoff-Spiegel nötig. In der Regel ist die PrEP gut verträglich, kann aber auch zu ernsten Nebenwirkungen führen.
Eine weitere Methode ist die Post-Expositions-Prophylaxe (PEP). Sie kann zum Einsatz kommen, wenn zum Beispiel das Kondom gerissen oder abgerutscht ist und der Sexual-Partner oder die Partnerin HIV-positiv ist. Bei der PEP werden vier Wochen lang Medikamente eingenommen, die eine HIV-Infektion noch verhindern sollen. Wichtig ist dabei, dass die PEP so schnell wie möglich begonnen wird.
Bei Menschen, die bereits mit dem HI-Virus infiziert sind, kann die Einnahme von sogenannten antiretroviralen Medikamenten dazu führen, dass die Virusmenge im Blut so gering ist, dass HIV nicht nachweisbar ist und auch nicht übertragen werden kann.
Im Zweifel: HIV-Test machen!
Hat eine Risiko-Situation bestanden und eine HIV-Infektion kann nicht ausgeschlossen werden, ist ein HIV-Test immer sinnvoll. Viele Gesundheitsämter bieten diese kostenlos an. Auch bei vielen Hausärzten und AIDS-Hilfen gibt es diese Möglichkeit.
Quellen und weiterführende Links
BRISANT
dpa
Bundesgesundheitsministerium
Deutsche Aidshilfe
Radio Hochstift
MDR
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 01. Dezember 2023 | 17:15 Uhr