Abnehmen durch Blutzucker-Tracking?Blutzucker-Sensoren: Das ist dran am Glukose-Trend
Blutzucker messen - ist das nicht nur für Diabetiker wichtig? Nun ja: Inzwischen wollen auch gesunde Menschen immer öfter genau wissen, was der eigene Blutzuckerwert macht: Glukose-Tracking, z.B. mit einem Sensor am Arm, liegt im Trend. Angeblich sorgt ein konstant niedriger Blutzuckerwert für weniger Müdigkeit, hilft beim Abnehmen oder bei PMS, macht schöne Haut oder fördert die Konzentration.
Ein Gesundheits-Hack, der viel bringt oder sinnloser Internet-Hype?
Was ist der Blutzuckerwert?
Reis, Nudeln, Brot - stärkehaltige Kohlenhydrate werden im Körper in Glukose (Traubenzucker) umgewandelt. Der Blutzuckerwert wird dann durch die Menge an Glukose im Blut festgestellt.
Wir brauchen Zucker, denn er ist wichtig für Körper und Gehirn. Dass der Blutzuckerspiegel ansteigt, wenn wir essen, ist auch ganz normal: Am Morgen ist der Blutzuckerwert am niedrigsten. Ungefähr zwei Stunden nach einer Mahlzeit kann er seine Höchstwerte erreichen.
Bei einer starken Blutzucker-Spitze fällt der Blutzucker nach einer Weile auch wieder steil ab - Heißhunger-Attacken und Kreislaufprobleme können die Folge sein.
Im Trend: Blutzucker selber messen
Wer viel im Internet unterwegs ist, hat es vielleicht schon gesehen: Den eigenen Blutzucker anhand eines kontinuierlichen Glukosesensors (CGM für Continuous Glucose Monitoring) zu messen, ist gerade angesagt. Der münzgroße Sensor wird auf der Hinterseite des Oberarms angebracht. Ein Metallfaden misst den Zuckergehalt im Gewebe. Entwickelt wurden die Sensoren eigentlich für Diabetes-Patienten, sie sind aber rezeptfrei erhältlich.
Die Kosten für Gesunde, die die Anwendung ausprobieren wollen? Rund 60 Euro kosten sie für die ersten 14 Tage, für dazugehörige Apps zahlt man zwischen 100 Euro und 250 im Monat, so der Verbraucherservice Bayern.
Hafermilch, richtige Reihenfolge und Apfelessig: Die Tipps der Blutzucker-Influencer
Damit die eigene Blutzucker-Kurve möglichst den ganzen Tag über flach bleibt, haben Blutzucker-Influencer wie Jessie Inchauspé einige Tipps parat: Mahlzeiten sollte man mit Ballaststoffen z.B. aus Gemüse beginnen, danach Proteine und Fette essen - und dann erst die Kohlenhydrate wie Nudeln, Kartoffeln oder Reis zu sich nehmen. Dass diese Reihenfolge den Blutzucker weniger stark ansteigen lässt, zeigten schon vor einigen Jahren Studien mit Diabetikern.
Auch weitere der aktuellen "Glukose-Hacks" sind eigentlich nicht neu: So soll man Snacks zwischendurch vermeiden oder sich nach dem Essen bewegen, damit die Muskeln überschüssigen Zucker aus der Mahlzeit aufnehmen können.
Andere Tipps sind weniger eindeutig belegt: Keine Hafermilch am Morgen oder ein Löffel Apfelessig in Wasser vor dem Essen? Hier gehen die Meinungen der Experten auseinander, belastbare Studien fehlen.
Ausprobieren kann man es natürlich, denn ohnehin reagieren Menschen sehr individuell auf bestimmte Lebensmittel. Der Blutzuckerspiegel steigt nach dem Verzehr der gleichen Lebensmittel nicht bei jedem gleich stark an.
Fazit: Was bringt der Blutzucker-Hype?
Starke, regelmäßige Blutzuckerspitzen sind nicht gesund - das stimmt. Bei der eigenen Ernährung auf den Blutzucker zu achten, einfache Kohlenhydrate wie Produkte aus Weißmehl oder Süßigkeiten zu meiden, ist ohnehin eine gute Idee. Doch bei der Ernährung nur auf die Vermeidung von Blutzuckerspitzen zu setzen, ist zu einseitig.
Auch die Angst vor vermeintlich "gefährlichen" Lebensmitteln wie Hafermilch kann schädlich sein. Wer sich mit den gemessenen Blutzucker-Daten nicht auskennt, kann zudem bei der Interpretation der Werte Fehler machen.
Gesundheitsgefährdend wird das ständige Überwachung und Messen, wenn sich daraus eine zwanghafte Kontrolle des eignen Körpers entwickelt.
VerbraucherService Bayern im KDFB e.V.
Quellen und weiterführende Links:
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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 03. September 2024 | 17:15 Uhr