Fahrerlaubnis Immer mehr Fahrschüler fallen durch Führerscheinprüfung

Ein Führerschein bedeutet Freiheit - insbesondere für junge Menschen, die auf dem Land leben. Doch die Fahrlehrer sind mit den Leistungen ihrer Schüler immer häufiger unzufrieden. Auch die Durchfallquote steigt. Woran liegt das?

Symbolbild - Jugendliche Fahrschülerin am Steuer, daneben der Fahrlehrer, die Hände über dem Kopf zusammen schlagend
Immer mehr Fahrschüler bestehen die Führerscheinprüfung nicht beim ersten Mal. Woran liegt das? Bildrechte: imago/PantherMedia / Monkeybusiness Im

Wegen Handy und Smartphone zu unaufmerksam?

Fahrschüler in Deutschland sind weniger aufmerksam im Straßenverkehr als noch vor Jahren. Zu dieser Einschätzung sind diejenigen gekommen, die es am besten wissen müssen: die Fahrlehrer.

Ein Grund dafür ist eine geringere Verkehrswahrnehmung der jungen Menschen, meint Kurt Bartels, Vize-Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände - und führt das u.a. auf die Handy-Nutzung der Fahrschüler zurück.

Kinder, die mit ihren Eltern im Auto sitzen, schauen lieber aufs Smartphone als auf den Verkehr. Deshalb hätten junge Menschen nicht mehr diese "natürliche Affinität zum Verkehrsgeschehen wie früher".

Durchfallquote bei Fahrprüfung steigt

Eine anerzogene Unaufmerksamkeit, die nicht ohne Folgen bleibt. Nach Angaben des TÜV steigt die Durchfallquote bei Führerscheinprüfungen seit Jahren an.

Der TÜV-Verband hatte zuletzt unter Berufung auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes berichtet, dass im Vorjahr 37 Prozent der Theorie-Prüfungen nicht bestanden worden seien - nach 29 Prozent im Jahr 2013. Bei der praktischen Prüfung für die Pkw-Führerscheinklasse B habe die Durchfallquote im vergangenen Jahr 43 Prozent betragen.

Schild "Fahrschule" auf dem Dach eines Autos
Die Durchfallquote steigt: Im vergangenen Jahr haben 43 Prozent der Fahrschüler die Führerscheinprüfung nicht bestanden. Bildrechte: imago/JOKER

Verändertes Verkehrsaufkommen in Städten

Neben der Unaufmerksamkeit der Fahrschüler ist das - Kurt Bartels zufolge -ebenso einer Veränderung des Verkehrs geschuldet. Nicht nur das Verkehrsaufkommen, auch die Menge an Regelungen habe in den vergangenen 20 Jahren enorm zugenommen.

Das bekämen insbesondere diejenigen zu spüren, die ihre Führerscheinprüfung in einer Großstadt absolvieren. Dort läge die Durchfallquote deutlich höher als auf dem Land. Zudem seien generell die Anforderungen an die Fahrschüler während der Prüfung gestiegen.

Frau mit neuem Auto und Führerschein und Autoschlüssel
Früher war der Führerschein der Eintritt ins Erwachsenenalter. Heute ist er für viele junge Menschen nur noch eine Pflichterfüllung. Bildrechte: imago/McPHOTO

Führerscheinprüfung nicht bestanden - weitere Gründe

Argumente, die nicht jeder gelten lassen will. Denn schaut man auf die Details, werden große Unterschiede zwischen den geprüften Gruppen sichtbar: Am häufigsten scheitern sogenannte Umschreiber - also Prüflinge, die ihren Führerschein aus anderen Ländern hier anerkennen lassen wollen und die deutschen Verkehrsregeln weniger gut beherrschen.

Ein weiterer Grund kann Experten zufolge die deutlich bessere technische Ausstattung der Fahrzeuge sein. Außerdem führen die Autos immer schneller, sodass Begegnungen mit anderen Verkehrsteilnehmenden sehr vielfältig seien.

Auch die Motivation unter jungen Menschen habe stark nachgelassen. Früher sei ein Führerschein der Eintritt ins Erwachsenenleben gewesen - heute nur noch eine Pflichterfüllung.

Dazu kommen organisatorische Hürden - insbesondere in Städten. Zum Teil müssen Fahrschüler sehr lange warten, bis sie ihren Termin für die Führerscheinprüfung bekommen. Die letzten Praxisstunden lägen dann bereits eine ganze Weile zurück - und für weitere Übungsstunden fehlt das Geld.

BRISANT/dpa/rbb24.de

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 11. Januar 2023 | 17:15 Uhr

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