Was ist Trend - was ist erlaubt? Beliebteste Vornamen: Platz 1 ist eine Überraschung!

08. Mai 2024, 19:23 Uhr

Auf Platz eins der beliebtesten Vornamen im Jahr 2023: Sophia und Noah!

Wer sich auskennt, sieht sofort: Da ist im Vergleich zur Vorjahresliste was passiert! Die mehrjährige Nummer eins, Emilia, wurde auf den zweiten Platz verwiesen - allerdings mit minimalem Vorsprung!

Noah verteidigte seine Position gegenüber Matheo bei den Jungen - und bleibt der beliebteste Jungenname.

Mädchen (Vorjahresplatzierung) Jungen (Vorjahresplatzierung)
Sophia/Sofia (2) Noah (1)
Emilia (1) Matt(h)eo/Mat(h)eo (2)
Emma (3) Leon (3)
Mia (4) Paul (5)
Hannah/Hanna (5) Emil (7)
Mila (7) Luca/Luka (8)
Lina (6) Henry/Henri (10)
Ella (8) Elias (6)
Klara/Clara (9) Louis/Luis (9)
Lia, Liah (14) Liam (15)

Ganz neu in den Top Ten sind Lia und Liam - ähnlicher Klang, unterschiedliche Herkunft:

Während Lia als eigenständiger Name die griechisch-lateinische Form des biblischen Namens Lea ist, ist Liam als Kurzform von William vor allem in Irland seit Jahrhunderten beliebt. In Deutschland ist der Trend möglicherweise eher Musikern wie Liam Gallagher oder Schauspielern wie Liam Hemsworth zu verdanken.

Kurz und hell: Wichtige Namens-Trends bei Eltern

Insgesamt gilt: Die Sprachexperten sehen bei der Namensvergabe den Trend zu kurzen und sehr kurzen Namen bestätigt.

Eltern achteten vor allem auf den hellen Klang der Kindernamen, etwa durch die Vokale A, E und I.

Dazu kommen, vor allem bei den Anfangsbuchstaben, lange Konsonanten wie M und L, wie Namens-Expertin Frauke Rüdebusch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagt.

Junge Eltern mit ihrem Baby
Das Baby ist da - sieht es mehr nach einem Noah aus oder wird es doch ein Emil? Das hängt auch davon ab, in welcher Gegend die Eltern wohnen... Bildrechte: IMAGO/Westend61

Regionale Unterschiede - Mohammed, Emil und Ida

Signifikante Unterschiede sehen die Namensforscher auch in den Regionen - das hat zum Teil mit Religion, Geschichte oder Brauchtum zu tun: Was zum Beispiel in Thüringen auf Platz 1 steht (Oskar und Ella), findet sich gar nicht bzw. erst weiter hinten im bundesweiten Ranking.

Und der Jungenname, der in Berlin, Hamburg und Bremen auf Platz 1 steht (Mohammed), ist in anderen Bundesländern kaum vertreten. Der skandinavisch anmutende Name Ida spielt im norddeutschen Bundesland Schlewsig-Holstein - wenig überraschend - eine größere Rolle als in Bayern, wo es Felix und Lukas - abweichend vom Bundestrend - auf Platz zwei und drei geschafft haben.

Nicht zu unterschätzen: Der Zweitname

Und noch ein überraschender Trend ist zu verzeichnen: Bei der Topliste aller Jungen-Zweitnamen gibt's ein Comeback der 1970er- und 1980er-Jahre: Michael landete auf Platz 13, Johannes auf Platz 21 und Andreas auf Platz 22. Wer weiß - da können in Zukunft Kinder und ihre Großväter wieder denselben Vornamen tragen!

Der Vorname: warum er für Eltern so wichtig ist

Der Vorname für das eigene Baby - für Eltern eine große Entscheidung. Schließlich soll der Name gut klingen, modern sein, aber auch in ein paar Jahrzehnten noch funktionieren, zum Nachnamen passen... Die Liste der Eigenschaften, die ein Vorname erfüllen soll, ist lang. Dabei hat sich der Anspruch der Eltern in den letzten Jahrzehnten verändert:

Wenn man die Namensgebung seit Ende des 19. Jahrhunderts bis heute verfolgt, zeigt sich zum Beispiel, dass die Individualisierung zugenommen hat. Das heißt, die Namenswahl wird vielfältiger; es gibt immer mehr Vornamen, weil die Menschen mehr Wert darauf legen, dass ihr Kind nicht den gleichen Namen hat wie andere Kinder.

Prof. Dr. Jürgen Gerhards, Namensforscher Süddeutsche Zeitung

Schüler mit Tablets
Nicht, dass es hier drei Emilias gibt - Eltern wollen, dass ihre Kinder möglichst individuelle Namen tragen. Bildrechte: IMAGO/VectorFusionArt

Allerdings ist beim Thema Individualität auch nicht alles erlaubt - zumindest nicht in Deutschland: "Anders als zum Beispiel in den USA dürfen die Eltern in Deutschland allerdings Namen auch nicht frei erfinden. In diesem Sinne schützt der Staat durchaus die Kinder. Ich kann mein Kind eben nicht Cola oder Bullshit nennen", so Namensforscher Prof. Dr. Jürgen Gerhards.

Eine Schulklasse mit Kindern und Lehrerin. Bildaufschrift: Chantal oder Charlotte - beeinflusst der Name das Leben? 426 min
Bildrechte: IMAGO / photothek
426 min

MDR JUMP Di 23.11.2021 18:00Uhr 426:00 min

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Was darf ich? Das gilt in Deutschland:

In Deutschland gibt es einige wichtige Grundregeln zur Vergabe von Vornamen.

  • So darf der Vorname nicht gegen das Kindeswohl verstoßen, darf nicht anstößig oder lächerlich wirken. 
  • Der Vorname muss als Name erkennbar sein.  
  • Der Vorname darf kein Ortsname oder Familienname sein. 
  • Es dürfen nicht mehr als fünf Vornamen vergeben werden. 

Die Gesellschaft für deutsche Sprache veröffentlicht seit 1977 die beliebtesten Vornamen und stützt sich dabei auf die Daten der deutschen Standesämter. Teilgenommen haben dieses Mal rund 750 Standesämter bundesweit, die fast 900.000 Einzelnamen übermittelten. Damit sind über 90 Prozent aller im vergangenen Jahr vergebenen Vornamen erfasst. Gemeldet wurden nahezu 70.000 verschiedene Namen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 07. Mai 2024 | 17:15 Uhr

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